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'Unsere Leser sind erfolgsorientiert und an persönlicher Weiterentwicklung interessiert' – Interview mit Ute Flockenhaus, Programmleiterin GABAL-Verlag

01.05.2015

Alle (künftigen) Autoren stellen sich immer wieder die gleichen Fragen: Welche Verlage könnten an meinem Buch interessiert sein? Was hebt mein Buch von anderen ab und wie wecke ich durch mein Exposé die Aufmerksamkeit der Programmleiter?
In unserer Blog-Interview-Reihe sprechen wir mit Verlegern, Verlegerinnen, Programmleitern und Programmleiterinnen über alle Fragen rund um die
Buchproduktion.
Die langjährige Erfahrung, die die text-ur text- und relations agentur Dr. Gierke als Kommunikations- und Marketingagentur in den Bereichen Ghostwriting, Corporate Publishing und der klassischen Buchproduktion sammeln konnte, geben wir mit den Informationen dieser Blogreihe gerne an Sie als (künftige) Autoren weiter.

Diesmal in der Interview-Reihe mit Verlegern und Programmleitern auf unserem Blog: Ute Flockenhaus vom GABAL-Verlag.

Ute Flockenhaus Programmleiterin bei GABAL

Ute Flockenhaus, Programmleiterin bei GABAL

                                                                                                                     

Ute Flockenhaus ist seit 1992 beim GABAL-Verlag als Programmleiterin und Lektorin beschäftigt. Der Verlag wurde 1989 gegründet und beschäftigt neben 15 Festangestellten weitere 20 freie Mitarbeiter.

Nach ihrem Germanistikstudium schloss Ute Flockenhaus eine kaufmännische Lehre zur Verlagskauffrau ab und ist seitdem als Lektorin bei verschiedenen Verlagen - seit 1995 als Programmleiterin bei GABAL - tätig.

 

Dr. Christiane Gierke: Ute, als Programmleiterin des GABAL-Verlages bist Du eine zentrale Persönlichkeit im Buchwesen – Autoren, Buchagenten, Lektoren und Layouter, alle wenden sich an Dich, wenn´s ums Buch geht. Wie sieht Dein Büro, wie sieht Dein Schreibtisch aus? Vor lauter Manuskripten kein Holz mehr zu sehen?

Ute Flockenhaus: (lacht) Trifft es ziemlich genau, liebe Christiane. Ich bin von Büchern und Manuskripten umzingelt. Der Vorteil vieler Bücherregale ist, dass sich die Frage nach Bildern als Wandschmuck nicht stellt…

„GABAL. Dein Verlag. Motivierend. Sympathisch. Pragmatisch“, so Euer neuer Slogan. Was man aus diesem aber nicht mehr erkennen kann: Auf welchen Bereichen liegt der Programmschwerpunkt des Verlages?

Ute Flockenhaus: GABAL ist der Praxisverlag unter den führenden Wirtschaftsverlagen im deutschsprachigen Raum. Wir stehen für die Vermittlung von bewährtem
Praxiswissen und publizieren Medienprodukte zu den Themenschwerpunkten
Business, Erfolg und Leben. GABAL ist nicht akademisch oder wissenschaftlich geprägt. GABAL ist motivierend in der Wirkung, sympathisch im Auftreten und pragmatisch auf Ergebnisse ausgerichtet. Das ist der Markenkern von GABAL

Wo entwickelt Ihr Euch thematisch weiter hin?

Unsere Themenschwerpunkte Business, Erfolg und Leben werden wir auch zukünftig beibehalten. Das spannende ist, wie sie inhaltlich ausgestaltet werden. Hier bilden wir mit unserem Programm die Trends ab, die sich in diesen Bereichen zeigen.

Wer ist der typische GABAL-Leser rsp. die typische GABAL-Leserin? Auf wen müssen Autoren mit ihren Themen zielen, um bei Euch unterzukommen?

Ute Flockenhaus: Unsere Leser sind erfolgsorientiert und an persönlicher Weiterentwicklung interessiert. Sie wollen aktuelle Trends und innovative Antworten auf brennende Fragen in den Bereichen Business und Karriere, erprobte Erfolgsstrategien und inspirierende Impulse, die ihr Leben leichter, besser und schöner machen.

Was muss ein Exposé, eine Buchidee heute mitbringen, um zum GABAL-Verlag zu passen? Was erwartest DU von einem sehr guten Exposé, das es schonmal nach ganz oben auf Deinen Stapel schafft?

Ute Flockenhaus: Wir haben für unseren Autoren und potenziellen Autoren eine Checkliste entwickelt, die die konkreten Punkte benennt, die für ein gutes Exposé relevant sind. Alle dort genannten Punkte können darüber entscheiden, ob ein Exposé Aufmerksamkeit generiert. Mal kann es eine tolle Titelidee sein, die ins Auge sticht, mal ein inhaltlich innovativer Ansatz, mal ein spannender Autor. Letztlich entscheidet man aber über das Gesamtpaket. Ein noch so toller Autor wird ein Buchprojekt nicht erfolgreich machen, wenn die Inhalte schon hundertfach publiziert wurden oder schlicht uninteressant sind.

Umgekehrt: Welche Fehler machen Autoren oft/immer wieder

Ute Flockenhaus: Wenn wir über ein Buchprojekt entscheiden, so entscheiden wir über eine Investition im fünfstelligen Bereich. Ein halbherzig verfasstes Exposé wird dem nicht gerecht. Bedeutet, ich möchte dem Exposé auch entnehmen, dass sich jemand mit der Thematik ernsthaft auseinandergesetzt hat. Mit seinem Exposé „verkauft“ der Autor dem Verlag eine Idee. Nicht immer fühle ich mich jedoch als „Kunde“. Wenn wir in unserer Exposé-Checkliste nach dem USP des Buches fragen, liest man manchmal: „Mein Buch ist einzigartig im Markt, es gibt nichts Vergleichbares.“ Solche Aussagen sind nicht wirklich zielführend.

Wie sieht die tatsächliche „Annahmequote“, also das Verhältnis zwischen eingereichten Themen/Exposés zu angenommenen/erschienenen Titeln, bei Euch aus?

Ute Flockenhaus: Pro Jahr erhalten wir ca. 700 unangeforderte Manuskriptangebote und realisieren in den Bereichen Themenbücher, Whitebooks und der 30-Minuten-Reihe ca. 50 Neuheiten. Da wir auch ausländische Lizenzen einkaufen und Titel zusammen mit unseren Autoren entwickeln, liegt die Annahmequote bei etwa 5%.

Das ist im Branchenvergleich sogar sehr hoch! Was ist für einen potenziellen Autor im Sachbuchbereich besser: mit einem Verlagsagenten zu arbeiten, was ja doch auch Kosten bedeutet – oder sich selbst zu kümmern?

Ute Flockenhaus: Die Zusammenarbeit mit Agenten hat Vor- und Nachteile. Vorteilhaft ist, dass Agenten das Verlagsgeschäft kennen und eine hohe Professionalität haben. Der Nachteil ist, dass die Zusammenarbeit mit den Autoren weniger intensiv ist und manchmal wichtiger Input oder Ideen verloren gehen.

Als Programmleiterin des Verlages hast Du eine große Verantwortung: Auf Basis dessen, was Du an Autoren und Buchtiteln „eingekauft“ hast, entscheidet sich ja dann in dem jeweils nächsten halben bis ganzen Jahr, wie „gut“, wie „marktbeliebt“ Eure jeweils nächsten Buchprogramme ankommen und sich verkaufen; also die wirtschaftliche Basis des Verlages.
Aus der Helikopterperspektive: Nach welchen Kriterien stellst Du die Buchprogramme zusammen?

Ute Flockenhaus: Zum einen gibt es strategische Vorgaben der Geschäftsführung und des Verlegers, die sich in den Programmen spiegeln müssen. Zum anderen müssen die Programme für unsere Leser attraktiv und insgesamt gut verkäuflich sein. Es gibt Themen, die sich eher für ein Frühjahrsprogramm eignen, andere eher für den Herbst. Innerhalb eines Programms gibt es häufig thematische Schwerpunkte, andererseits dürfen einzelne Projekte sich nicht gegenseitig Konkurrenz machen.

Wie lange im Voraus stellst Du die richtige Mischung sicher?

Ute Flockenhaus: Die Programme entwickeln sich ca. ein Jahr im Voraus. Im Moment (Mai 2015) entsteht gerade das Programm Herbst 2016.

Wie weit schaust Du dabei auch zurück? Was war in den letzten Jahren ein wirtschaftlicher Erfolg oder Flop?

Ute Flockenhaus: Wir verfolgen die Verkaufszahlen unserer Titel sehr genau und verfügen über eine sehr gute und umfangreiche Backlist. Es bewahrheitet sich immer wieder, dass Bücher mit einem hohen Nutzwert für den Leser, auch langfristig gut laufen. Ein schönes Beispiel dafür ist das Buch „Assessment-Center erfolgreich bestehen“ von Johannes Stärk, das seit 2011 in zwölf Auflagen erschienen ist, und natürlich auch internationale Bestseller wie die Bücher von Stephen R. Covey oder Tim Ferriss. Keine gute Kombination für uns ist ein anspruchsvolles Thema, z.B. im Bereich Führung, und ein unbekannter Autor, der im Markt nicht in Erscheinung tritt. Gerade bei anspruchsvollen Themen hilft es sehr, wenn der Autor das Buch auch selbst im Markt kommuniziert.

Die Verlagsszene ist eng vernetzt und gut informiert: Sei ehrlich: Wie weit schielen Programmleiter aller Verlage auch in die Vorschauen, in die Flops und Tops der Wettbewerber?

Ute Flockenhaus: Klar, Christiane: Wir machen für jedes Buch eine Wettbewerbsanalyse, dazu gehören natürlich auch die Programme und Titel unserer Mitbewerber. Und wir treffen uns in der Buchszene auch auf den großen Messen in Frankfurt und Leipzig sowie auf vielen kleinen Veranstaltungen und Fachtagungen. Da bekommt man ein sehr gutes Gefühl dafür, was läuft, welche Themen der Markt gerade braucht und was die Leser künftig vermehrt nachfragen werden.

GABAL bringt immer wieder aus große Namen aus USA auf den deutschsprachigen Markt – und umgekehrt seid ihr auch gut im Lizenzgeschäft von Gabal-Titeln auf dem globalen Markt. Wie ist die Entwicklung? Welche Titel haben sich international besonders gut verkauft/sind nachgefragt?

Ute Flockenhaus: Seit einigen Jahren sind wir zunehmend erfolgreich im internationalen Lizenzgeschäft und verkaufen unsere Titel weltweit. Das Geschäft ist zeitintensiv und produziert nur selten schnelle Erfolge, aber unsere Autoren freut es natürlich, wenn sie ihr Buch in Chinesisch, Russisch oder Finnisch in den Händen halten. Umgekehrt haben wir fast in jedem Programm auch Lizenztitel meist aus dem englischsprachigen Raum. Dazu gehören die Bücher von Stephen R. Covey, von Tim Ferriss, Henry Mintzberg, Kenneth Blanchard und anderen internationalen Bestsellerautoren.

Bild Bücher GABAL-Verlag

Buchhandel: Super präsentiert sind die Bücher aus dem GABAL-Verlag - auch "Vertrieb geht heute anders"


Dr. Christiane Gierke: Allenthalben ist vom großen Buch- rsp. Verlagssterben zu lesen – GABAL aber wächst. Was ist Eure „Digitalstrategie“, wie stellt Ihr Euch für die technologische Zukunft weiter auf?

Wir halten die Nase in den technologischen Wind und bedienen alle Formate, die nachgefragt werden. Wenn der Kunde ein E-Book möchte oder eine mp3-Version eines Hörbuches – kein Problem. Nicht die mediale Form entscheidet, sondern der Inhalt. Ich halte es persönlich für unsinnig von einem großen Sterben des gedruckten Buches zu reden. Für uns bleibt das gedruckte Buch unser Hauptprodukt, daran glauben wir. Dennoch ist uns der Leser von digitalen Inhalten genauso wichtig. Es gilt also nicht ein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch.

Verrätst Du uns, was „the next big thing“ aus Deiner Sicht ist: welche Themen werden im Bereich Businessbuch/Managementbuch, Sachbuch/Ratgeber wichtig(er) werden?

Wir haben in diesem Frühjahr den Titel „Neo Nature“ von Christo Foerster gemacht. Das Buch zeigt eine Gegenbewegung zum gegenwärtigen Erfolgshype auf und ruft auf zur Besinnung auf unsere natürlichen Ressourcen. Solche innovativen Ansätze von jungen Autoren werden uns die nächsten Jahre immer wieder überraschen.

Und zum Schluss natürlich die wahrscheinlich am meisten gestellte Buch-Frage: Welche 3 Titel – und höchstens einer davon darf aus dem eigenen Programm sein - aus dem Bereich Sach-/Fach-/Managementbuch haben Dich in den letzten Jahren am meisten inspiriert?

Eines der wichtigsten Bücher zum Thema Selbstmanagement ist Stephen R. Coveys „Die 7 Wege zur Effektivität“. Es geht darin darum, dass Charakter, Vertrauen und Kompetenz zu einem erfüllten Leben führen.
Eines meiner Lieblingsbücher außerhalb des GABAL Programms ist „Story“ von Robert McKee. Eigentlich ist es ein Buch für Drehbuchautoren, doch in Wahrheit geht es darum, wie man generell Geschichten erzählt. Und um Geschichten erzählen zu können, muss man verstehen, wie man Menschen erreicht, wie sie denken, handeln und „funktionieren“. Robert McKee hat diesbezügich ein großes Verständnis. Da jeder, der schreibt oder mit Texten zu tun hat, immer Menschen erreichen möchte und Geschichten erzählt, kann ich dieses Buch jedem Autor ans Herz legen.
Ein weiteres Lieblingsbuch ist die Biographie von Steve Jobs, geschrieben von dem genialen Biographen Walter Isaacson.

Ute, dankeschön für dieses Interview!
 

 

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