Interview mit Andreas Buhr zur Buch-Neuerscheinung "Machen statt meckern"
02.07.2015
|
Andreas Buhr ist mehrfach ausgezeichneter Speaker und Trainer, Dozent und Erfolgsbuchautor, Gründer und Vorstand der Buhr & Team Akademie für Führung und Vertrieb AG – und langjähriger Klient der text-ur text- und relations agentur Dr. Christiane Gierke. Bekannt geworden durch seine Vorträge auf großen Weiterbildungsforen und Kongressen, zählt Andreas Buhr zu den renommiertesten Speakern im Bereich Führung und Vertrieb. Gerade ist mit „Machen statt meckern! Die 10 Prinzipien der ©lean leadership: Erfolgreich auf dem Weg zur Spitze“ sein Standard-Werk über ©lean leadership in einer aktualisierten Edition auf den Markt gekommen. Unsere Redakteurin Petra Walther hat bei Andreas Buhr nachgefragt, was dahintersteckt. |
Petra Walther:„Machen statt meckern“ ist schon ein Longseller, 2009 in der ursprünglichen Version auf den Markt gekommen. Lässt der Verkaufserfolg den Rückschluss zu, dass herausragend gute Führung immer noch ein wichtiges Thema für Unternehmer und Unternehmen ist?
Andreas Buhr: Absolut ja! Denn mit Art und Wert der Führung steht und fällt das ganze Unternehmen! Auf aufgeblähten Gewinn ausgerichtete Führungsmodelle, kurzsichtige „Gier ist geil“-Konzepte, haben die Wirtschaft in den Abgrund geführt, aus dem sie sich momentan zu befreien sucht – und ebenso ist herausragende Führung das einzige echte Mittel, um nachhaltig den Turnaround zu schaffen.
Die Basis für erfolgreiche Mitarbeiter-Führung, erfolgreiche Account-Führung, erfolgreiche Kunden-Führung ist erfolgreiche Selbst-Führung. Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen. Ich nenne dies ©lean leadership. Das bedeutet Menschenführung nach den Prinzipien der Wesentlichkeit. Reduziert auf das Essenzielle, auf Wert- und Nachhaltigkeit in Verbindung mit Umsatzorientierung. Denn der gesellschaftspolitische Auftrag von Unternehmen ist, das Leben von Menschen zu verbessern, Kunden das Leben zu verschönern, nachhaltig zu produzieren und damit Umsatz zu machen. Gewinnorientierung ist schlicht notwendig, um diesen Auftrag auch morgen noch ausführen zu können. Dann macht Gewinn Sinn.
Um diesen Kern, um dieses Wesentliche geht es in herausragender Führung von Menschen. Und zwar auf allen vier Ebenen der Führung: Selbstführung, Führung im Dialog (eins-zu-eins), Teamführung, Unternehmensführung.
Wie kann diese herausragende Führung konkret aussehen?
Andreas Buhr: Für ©lean leader gibt es einen wesentlichen Führungsleitsatz: Tun Sie das Richtige zur richtigen Zeit, am richtigen Ort richtig und oft und konsequent. Das bedeutet auch, dass Sie sich auf Ihre Werte besinnen müssen. Denn das sind Ihre Motivatoren und noch mehr: Das ist das, was Ihre Mitarbeiter von Ihnen „abgucken“! Dann können Sie den Weg weisen und haben den Mut, Ihr Team die nächsten Schritte selbst tun zu lassen. Weil Sie wissen, dass Ihre Mitarbeiter auf dem richtigen Kurs sind - und Sie selbst das unternehmerische Große und Ganze im Auge behalten können. Die folgenden 10 Prinzipien geben Anregungen:
1. Das Wesen der Dinge ist immer einfach – und entscheidend
2. Als Vorbild verbindlich und zuverlässig handeln
3. Klarheit über Ziele bringt nachhaltigen Erfolg
4. Glück und Erfolg sind Überwindungsprämien für Mut
5. Der Mensch steht im Zentrum des Führungshandelns
6. Führung ist immer mehr als Management – doch das gehört dazu
7. ©lean leadership schafft den Rahmen für Leistung
8. Mit dem Wow!-Faktor Ergebnisse erzielen
9. Gewinnorientierung – mit Sinn und Verstand
10. Vernetzen: die Weisheit der Vielen nutzen.
Auch wenn eine Führungskraft diese 10 Prinzipien beherzigt und beherrscht – es können immer Fehler vorkommen, die zum Vertrauensverlust führen. Was kann man dann noch machen?
Andreas Buhr: Ein Weg heißt Supererogation: mehr zurückzahlen, als man schuldet. Beispiel: Wenn ein Kunde sich von einem Bänker oder Finanzberater „verraten“ fühlt, erwartet er eine Entschuldigung und – ja – Demut. Mindestens eine klare Offenbarung und den Beweis eines ab jetzt anderen Verhaltens. Das heißt, auf sinnvolle Transparenz und Offenheit zu setzen, auf Zuverlässigkeit, Serviceorientierung, Glaubwürdigkeit und Geduld. Denn nur so lassen sich auf Dauer gute Kundenbeziehungen erhalten oder wiederaufbauen. Es bedeutet, dass sie maximal erreichbar, kommunikativ, klar und belegbar und glaubwürdig in Ihren Aussagen sind – mit Kunden und Mitarbeitern. Dabei sollte sich jede Führungskraft ihrer Vorbildfunktion stets und ständig bewusst sein! ©lean leader führen, indem Sie Verantwortung übernehmen und das beweisende Vorbild des Richtigen sind. Es gilt aber auch für den einzelnen Mitarbeiter, der sich genau so als „Führungskraft seines eigenen Lebens“ gegenüber seinem Vorgesetzten verhalten sollte. Wenn er einen Fehler gemacht hat, Vertrauen verspielt hat: Dazu stehen. Klar und aufrichtig sein, maximal erreichbar und kommunikativ. Nichts vertuschen, nicht abtauchen, nichts auf Andere, auf Kollegen, abwälzen. Supererogation. Gerade dann die Extra-Meile gehen. Man hat keinen Anspruch, dass verlorenes Vertrauen ohne Weiteres wieder da ist: man muss beweisen, dass es wertgeschätzt wird.
Was ist denn „das Richtige“? Das bedeutet doch zweifellos für jedes Unternehmen etwas anderes?
Andreas Buhr: Es ist individuell, doch „das Richtige“ beruht immer auf Werten. Auf Sinn. Die Werte, Überzeugungen und Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter machen Ihr Unternehmen aus. Sie sind das, was bei Ihren Kunden ankommt, was ihn überzeugt. Und sie machen Ihr Unternehmen einzigartig! Daher ist es eben so gefährlich, wenn wir uns von der Werte-Ebene entfernen. Wenn Sie nicht mehr an das als wert-voll glauben, was Sie tun, dann spüren das Ihre Kunden und Ihre Mitarbeiter.
Gibt es allgemeingültige unternehmerische Werte?
|
Andreas Buhr: Für mich gehören dazu: Saubere und klare Mitarbeiterführung, Respekt und Verbindlichkeit. Zuverlässigkeit und Führen durch Vorbild, das schafft Vertrauen. Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Entscheidungskraft und Mut. Gerade diese beiden Werte zeichnet viele mittelständische Unternehmer noch aus, die jeden Tag schaffen und kämpfen. Denen ist mein neues Buch gewidmet: „Machen statt meckern!“ |
Wie kommen Unternehmer in der Praxis zu einem gelebten Wertekanon?
Andreas Buhr: Diskutieren Sie im Führungskräfte-Meeting, welche Werte bisher bei der Mitarbeiterführung bestimmend waren. Oft spielen dabei unbewusste, nicht ausformulierte Werte eine Rolle. Danach ergänzen Sie den Wertekatalog. Werte-Wegweiser sind Fragen wie: „Wie wollen wir in Zukunft mit den Mitarbeitern umgehen? Welche Verhaltensweisen wollen wir fördern? Was wollen wir nicht?“ So konkretisieren Sie, was Ihnen und dem Team wertvoll ist. Es ist uns allen möglich, als verbindlich handelnde Persönlichkeiten und damit als Autorität anerkannt zu werden – und zwar dann, wenn sich unsere Werte, Überzeugungen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen in Übereinstimmung befinden.
Auf welchen Werten – neben den genannten Grundsätzen - basiert Ihr eigener Erfolg? Welche Werte leben Sie täglich im Business und als privater Mensch?
Andreas Buhr: Klarheit, Stimmigkeit, Zuverlässigkeit und Konsequenz. Es gibt für mich bei den Werten auch keine Trennung zwischen meinen Rollen, und das gilt für alle Menschen. Werte sind die innersten Treiber, die Parameter meiner Entscheidungen, sie sind quasi „unteilbar“. Ich halte Zusagen ein, vertrete klare Standpunkte und biete dadurch auch Orientierung an. Wenn das, was ich gerade tue und der Mensch, der mir gegenüber sitzt, im Mittelpunkt meines Interesses stehen, ergeben sich gemeinsame Erfolgschancen!
Wer seiner Mannschaft Sinn bietet, Vertrauen schenkt, Kompetenzen auf Mitarbeiterseite aufbaut, Anreize – auch ökonomische – schafft, darf auch fordern: Loyalität, Motivation, Einsatzbereitschaft. Wertschätzung heißt, Vereinbarungen einhalten, Leitungsrahmen schaffen. Denn Wertschätzung kommt vor Wertschöpfung!
Speaker, Trainer und Erfolgs-Autor, Unternehmer, Präsident der German Speakers Association GSA und Vater: wie schafft man es, mit so vielen Rollen, so vielen „Hüten auf“ erfolgreich zu sein?
Andreas Buhr: Ich habe eine paar persönliche Grundsätze, die mich auf dem Weg begleiten und „erfolgreicher machen“, wenn man so will:
- Konzentriere Dich auf die Dinge, die Du selbst in der Hand hast, die Du selbst beeinflussen kannst. Machen statt meckern! – egal, wie die Umstände sind, entscheidend ist, was Du selbst daraus machst und wie Du mit Dir und anderen dabei umgehst.
- Fokussiere auf wenige Projekte. Ich verfolge wenige Chefaufgaben, den Rest kann ich delegieren und nachhalten.
- Früher aufstehen und später ins Bett gehen als andere. So habe ich ein bis zwei Stunden am Tag mehr Zeit als andere. Ich kann ein Buch oder Konzept schreiben, habe morgens Ideen, die andere nicht haben. Ich verschaffe mir mehr Luft.
- Mein Abendritual besteht darin, dass ich mich frage, was die positiven Erlebnisse des Tages waren, was ich heute habe lernen können. Welche Dinge haben mein Herz erreicht, bzw. über welche Dinge konnte ich mich freuen. Wofür bin ich dankbar. Das empfehlen wir auch in unseren Trainings, wir nennen es „Erfolgs- und Motivationstagebuch“. Zwei Fragen für morgens und drei Fragen für abends. Danach arbeite und lebe ich, und das ist auch unsere Trainingslehre auf allen Veranstaltungen. Nachzulesen ist das beispielsweise in meinem Buch „Machen statt meckern“.
Zum Thema Erfolg empfehle ich, Biografien von Persönlichkeiten zu lesen. Egal ob Politiker, Sportler oder Künstler, es gibt immer Ideen, Gedankengänge und Muster, die der Leser gebrauchen kann.
Petra Walther, Andreas Buhr